Konzertkritik

Konzert vom 25.09.2015 im Raatssaal

Klassik-Konzert - Karacho-Passagen und sanfte Soli
Pinneberger Tageblatt, 30. September 2015

Der Kulturverein Pinneberg (KVP) ist kürzlich mit dem Berlin Piano Trio und einer Uraufführung in die neue Saison gestartet. Auf dem Programm stand Johannes Brahms mit seinem einst verschrienen Konzert für Violine, Cello und Orchester op. 102 und der Sinfonie Nr.1 op. 68.

Das Berlin Piano Trio spielte gemeinsam mit Cord Garben (Zweiter von links) dessen Bearbeitung von Brahms’ Opus 102 für Violine, Cello und zwei Pianisten erstmals vor Publikum.

Mit Krzysztof Polonek (Violine), Katarzyna Polonek (Cello) und Nikolaus Resa (Klavier) spielte auch Cord Garben, der musikalische Leiter des KVP, am Klavier: Er hat die brandneue Bearbeitung für Violine, Cello und Klavier zu vier Händen von Brahms’ Konzert angefertigt. „Das gab es vorher nicht“, so Garben. „Klaviertrios konnten dieses Werk bisher nicht spielen, es gab nur einen Klavierauszug zum Üben und das klang nicht gut. Aber jetzt sitzen zwei am Klavier und können ordentlich zulangen.“

Brahms’ Werk lebt nämlich laut Garben von einem bewusst archaischen Klang mit Verdoppelungen und Parallelführungen – genau das, was den Kritikern von damals missfallen hat. Außerdem bietet das Stück Kontraste: Mal spielten Violine und Cello zusammen, dann wieder gegeneinander, mal in einem eher klassischen Stil und mal kratzig modern. In der besonders homophonen Klavierbegleitung kam durch die Besetzung mit zwei Pianisten, die die gesamte Länge der Tastatur gleichzeitig in Angriff nehmen konnten, die symphonische Klangstruktur zum Tragen. Die gleiche Idee hatte auch 1898 der Komponist Friedrich Hermann, der Brahms’ Symphonie Nr. 1 für die gleiche kammermusikalische Besetzung bearbeitete. „Das klingt so toll, wir brauchen keine Orchester mehr“, kommentierte Garben. Die Musiker, die dem Pinneberger Publikum schon als „Berolina Trio“ bekannt waren, zeigten ihr reiches Spektrum mit den zwei Stücken: leise und nuanciert, kraftvoll und dynamisch, vor allem jedoch mit Enthusiasmus. Sie genossen Brahms’ dramatische Karacho-Passagen genauso wie die sanften Soli sichtlich. Dafür gab’s langanhaltenden Applaus von den zahlreichen Zuhörern, die sich noch über zwei romantisch-lyrische Zugaben von Mendelssohn-Bartholdy freuen durften – nochmal eine völlig andere Klangwelt.
Felisa Kowalewski (Artikel/Foto)

Informationen zur Veranstaltung

Zurück