Veranstaltungsankündigung
Spanische Musik mit Judith Jauregui im Ratssaal
Am 17. Juni gastiert die Pianistin auf Einladung des Kulturvereins in Pinneberg. Was auf dem Programm steht.
Hamburrger Abendblatt - 09.06.2022 - von Katja Engler
Pinneberg. Ein in jeder Hinsicht besonderes Konzert veranstaltet der Pinneberger Kulturverein am Freitag, 17. Juni, im Ratssaal. Für eine Erläuterung des Programms hat sich der künstlerische Leiter Cord Garben Zeit genommen, der auf allen Feldern der Musik überaus erfahren ist und zudem eine Menge junger Talente kennt. Herausragend und hier erstmalig zu hören ist eine Darbietung mit programmatischem Schwerpunkt auf spanischer Musik. Gespielt wird dieses spannende Konzert auch noch von einer ausdrucksstarken, in Spanien und München aufgewachsenen Pianistin: Judith Jauregui.
Pianistin liegt das Transkulturelle im Blut
Das Kultur Übergreifende liegt dieser herausragenden Pianistin als Tochter einer baskischen Mutter, eines mexikanischen Vaters, eines französischen Adoptivvaters mit russischem Klavierlehrer schon im Blut. Um so mehr Gefühl bringt sie mit für Musik, deren Tradition und Interpretation sich aus verschiedenen Quellen speist, wie sie in Pinneberg zu hören sein wird. Viele Konzerte gibt sie in Spanien, sie gastierte aber bereits weltweit an ersten Häusern wie dem Southbank Centre London, dem Konzerthaus Berlin, der Suntory Hall in Tokio, dem Teatro Mayor in Bogotà und auf vielen internationalen Klavierfestivals.
Der spanische Einfluss auf die europäische Musik war im 19. Jahrhundert erheblich und reichte – außer nach Deutschland -- bis nach Russland. Denn auch Tschaikowsky verneigte sich in den wundervollen Divertissements seines „Schwanensees“ vor der spanischen Musik und Rhythmik, der Marius Petipa dann in dem Ballett Gestalt gab. Kurioserweise wurden die berühmtesten Stücke spanischer Provenienz in Frankreich komponiert, erklärt Cord Garben: Der „Bolero“ von Ravel und Bizets „Carmen“.
Was hierzulande nicht bekannt sei – und nun wird es doch wieder Deutschland: Der Komponisten Carl Loewe habe mehrmals in großem Umfang spanische Elemente in seiner Kammermusik untergebracht, erklärt Garben. Große Ballade wie „Der Sturm von Alhama“ erzählten von der spanisch-arabischen Zeit, Franz Liszt habe immerhin die „Rhapsodie Espagnole“ komponiert – und die Zigeunerweisen des spanischen Virtuosen Pablo Sarasate zählten zu einem der berühmtesten Violinstücke überhaupt.
Woran spanischer Einfluss zu erkennen ist
„Wenn man nun fragt, was ist denn das Spanische, wie erkennt man in einem Musikstück den spanischen Einfluss, so läuft das tatsächlich auf wenige Bausteine hinaus,“, erklärt Garben. Diese wird er am Konzertabend erläutern. Dazu gehört die allen bekannte „spanische Schleife“: „Einen Ton nach oben, Mittelton, einen nach unten, Mittelton -- „fertig ist das ,Spanische’“, fasst er fachmännisch zusammen. Einem Laien mag das dennoch spanisch vorkommen. Hinzu kommen punktierte Rhythmen, zu denen meist geritten und gekämpft wird und schließlich der immer wieder anzutreffende „Habanera-Rhythmus“, dem Bizet mit seiner Oper „Carmen“ zu Berühmtheit verhalf.
Isaac Albeniz (1860-1909) und Enrique Granados (1867-1916) nennt Garben als Nationalkomponisten und Erneuerer der spanischen Musik. Auch ihre Werke werden am 17. Juni zu hören sein, der Dritte im Bunde, Manuela de Falla, allerdings nicht. In den „Spanischen Tänzen“des Enrique Granados entdeckt Garben „alles an National-Folkloristischem, was unsere Vorstellung vom typisch Spanischen erfüllt.“
Pianistisch teilweise recht anspruchsvoll, setzten sie sich in ihrer kleineren Form von Chopins kraftvoller Ballade g-Moll und der hochromantischen Sonate Griegs deutlich ab. Letztlich handle es sich eher um intellektualisierte Volksmusik. Beide spielt Judith Jauregui an diesem Abend. Fast alle Stücke wurden von den großen Gitarristen für ihr Instrument transkribiert. Das große Format habe Granados in den Zarzuelas gepflegt, den noch heute äußerst populären Volksopern. Hinzu kommt das Wunderkind Isaac Albeniz, der im Alter von sechs Jahren auf das Pariser Konservatorium aufgenommen werden sollte, aber mit dem Beil ein Fenster zerschlug und dann wegen Unreife die Flucht ergriff. „In seiner Musik schlug sich das nicht nieder“, stellt Garben fest.
Das Enfant terrible Isaac Albeniz schlug sich nach Südamerika durch
Mit zwölf Jahren aus Spanien geflohen, schlug sich Albeniz in Südamerika durch und brachte es als reisender Virtuose und Komponist schließlich zu einem gewissen Wohlstand. Er studierte noch ein knappes Jahr in Leipzig bei Carl Reinecke, einem königlich dänischen Hofpianisten in der selbstständigen Stadt Altona, die einst wie Pinneberg zu Dänemark gehörte.
Als Virtuose musste man damals in jedem Fall Liszt-Schüler gewesen sein. Das ließ sich Albeniz nicht entgehen. Die Suite „Espagnola“, die am 17. Juni zu hören sein wird, entstand im ersten Kompositionsabschnitt, aus welchem dutzende kleiner, später sehr populärer Stücke hervorgingen.
Die beiden großen Werke von Claude Debussy, „Estampes“ und „L'isle joyeuse“ beenden den Abend, der mindestens drei Kulturnationen versammelt: Spanien, Frankreich und Norwegen.
Konzert „Spanien zu Gast“ Fr 17.6., 20.00 Ratssaal Pinneberg, Karten kosten 20,-, im Vorverkauf, ab sofort zu erwerben in der Buchhandlung Bücherwurm.