Nach Corona: Kulturverein plant Neustart
Hamburger Abendblatt - 24. Juli 2020 von Katja Engler (Artikel/Foto)

Nach monatelanger Corona-Zwangspause tasten sich die Mitglieder des Pinneberger Kulturvereins mit ersten Veranstaltungen wieder zurück.

Mitglieder des Pinneberger Kulturvereins: 1. Vorsitzende Traudchen Perrefort (links), Monika Frömming und Heinz Friedrich. Foto: Engler

Pinneberg. Es ist die pure Freude an der Musik und die Sehnsucht nach leibhaftigen Musikern, die sie spielen: Nach monatelanger, Corona bedingter Zwangspause strecken die ehrenamtlichen Mitglieder des Pinneberger Kulturvereins wieder vorsichtig die Fühler aus. Die in einer kulturellen Brache gestrandete Stadt soll wieder ein Konzertleben bekommen! Das wünschen sich die erste Vorsitzende des Vereins, Traudchen Perrefort, ihre Stellvertreterin Monika Frömming und Schatzmeister Heinz Friedrich. Nun haben sie ihre Pläne und Überlegungen zu Veranstaltungen am Saisonende vorgestellt, vor allem aber ihre Gedanken geäußert, wie die kommende Saison aussehen könnte, sollte das Corona-Virus nicht erneut im großen Stil zurückkommen.

„Wir müssen aufpassen, dass die Kultur im Gespräch bleibt und nicht wegbricht“, warnt Heinz Friedrich. „Gegebenenfalls werden wir versuchen, diesen Herbst noch kleinere Konzerte durchzuführen“, kündigt er an. Zum jetzigen Zeitpunkt können und wollen die Vereinsmitglieder aus Gründen der Vorsicht noch keine Künstlernamen nennen oder gar einen dramaturgischen Faden erkennen lassen, „dafür ist es noch zu früh.“ Was sie aber bereits jetzt entschieden haben, ist, dass die Konzertsaison – immer vorausgesetzt, das Virus bricht nicht mehr verheerend aus – diesmal vorsichtshalber im Januar des kommenden Jahres beginnen soll, und zwar mit insgesamt fünf statt sonst sechs Konzerten im Ratssitzungssaal. Die Termine: 29. Januar, 26. Februar, 26. März, 16. April und 21. Mai.

Unter den genannten Umständen steht außerdem fest, dass die beiden beliebten Neujahrskonzerte im Festsaal des Hotels Cap Polonio stattfinden sollen und auch, dass das im März dieses Jahres ausgefallene Konzert „Maria-Callas-Legende“ innerhalb der Reihe nachgeholt werden soll.

Wichtig ist den Musik-Enthusiasten, mit ihrem langjährigen oder auch potenziellen Publikum bereits jetzt ins Gespräch zu kommen, weil sie noch nicht einschätzen können, wer unter den aktuellen Umständen, etwa bei einer Fortsetzung der Maskenpflicht, überhaupt ins Konzert kommen würde. „Wir wünschen uns da eine persönliche Rückmeldung“, sagt Traudchen Perrefort.

Der künstlerische Leiter der Konzertreihe ist traditionell Cord Garben. Mit seinem Namen hängt der erste Termin zusammen, den sie jetzt konkretisieren: In Zusammenarbeit mit der Pinneberger Drostei findet am Dienstag, den 13. Oktober, eine literarisch-musikalische Veranstaltung mit Garben statt, der zum 100. Geburtstag des italienischen Pianisten Arturo Benedetti Michelangeli (1920 bis 1995) über sein neues Buch „Die kühle Kunst der Perfektion. Arturo Benedetti Michelangeli“ sprechen wird, das er über den Pianisten geschrieben hat.

Als langjähriger Produzent bei der Deutschen Grammophon pflegte Garben intensive Kontakte mit Künstlern wie Michelangeli und konnte deren Qualitäten genauestens einschätzen. Möglicherweise wird Garben am 13. Oktober einen Film zeigen, Aufnahmen vorspielen oder anderweitig das überragende Talent des Pianisten nachvollziehbar machen.

Am 28. Oktober und am 18. November finden endlich wieder Gespräche über Bücher statt, wie sie Monika Frömming seit einiger Zeit mit wachsendem Erfolg anbietet. „Mittlerweile kommt da ein recht umfangreicher Kreis zusammen“, erzählt sie. „Wir sprechen gemeinschaftlich über Bücher, ich bringe immer ein paar mit, und in lockerem Austausch geben wir uns gegenseitig Tipps“, sagt die ehemalige Buchhändlerin. Dabei geht es ihr weniger um Neuerscheinungen, als generell um gute Bücher, um Entdeckungen und „die wunderbare Weltliteratur“.

Sollte das Corona-Virus sich wieder ausbreiten, will der Kulturverein dennoch nicht untätig bleiben, sondern wenigstens ein paar Künstler unterstützen, indem er zwei Konzerte in der zweiten Jahreshälfte 2020 online stellen will. Heinz Friedrich dazu: „Wir machen das auch ohne Erlöse, denn wir möchten Präsenz zeigen.“

Das Multitalent Cord Garben

Der Pianist, Dirigent, Produzent, Arrangeur, Autor und Konzertreihenleiter Cord Garben (77) studierte Klavier, Schulmusik und Dirigieren an der Musikhochschule in Hannover.

1972 ging er als Klassikproduzent zu der renommierten Plattenfirma Deutsche Grammophon. Dort lernte er die Weltstars der Musik kennen, hatte Kontakte zu Herbert von Karajan, Dietrich Fischer-Dieskau, Arturo Benedetti Michelangeli, Mstislav Rostropovich. Mit James Levine produzierte den „Ring“ an der New Yorker Metropolitan Opera.

Den Deutschen Schallplattenpreis, sieben Grammy-Awards und viele weitere wichtige internationale Auszeichnungen kann Garben sein Eigen nennen.

Garben ist Präsident der Hamburger Brahms-Gesellschaft und Ehrenmitglied der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft. Für Liedbegleiter von Franz-Schubert-Liedern schrieb er ein Lehrbuch, ein wichtiges Werk aus seiner Feder lautet: „Auf die Finger geschaut. Von der Werktreue großer Pianisten.

Kontakt zu den Mitgliedern des Kulturvereins: Traudchen Perrefort: 04101/204 342 oder perrefort-schiprowski@pinnau.com, Monika Frömming 04101/731 94 oder mofroemming@gmail.com und Heinz Friedrich 04101/208 437 oder h.friedrich@ub-f.de.

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