Pinneberger Verwaltung
Traudchen Perrefort im Interview: „Ich arbeite nahtlos weiter“
Pinneberger Tageblatt - 02. Januar 2019 - von Lars Zimmermann

30 Jahre war sie Teil der Pinneberger Verwaltung und leitete unter anderem das Amt für Schule, Kultur, Sport und Jugend.
Traudchen Perrefort blickt zurück. Foto: Lars Zimmermann

PINNEBERG | Traudchen Perrefort war mehrere Jahrzehnte nicht aus dem Pinneberger Rathaus wegzudenken. 30 Jahre war sie Teil der Pinneberger Verwaltung und leitete unter anderem das Amt für Schule, Kultur, Sport und Jugend. Nun hat sich Perrefort in den Ruhestand verabschiedet. Im Interview mit unserem Reporter Lars Zimmermann blickt sie auf ihre Zeit im Rathaus zurück und erläutert, was sie in Zukunft machen wird.

Sie sind seit kurzem im Ruhestand. Was fehlt Ihnen am meisten?
Ich würde nicht sagen, dass mir etwas fehlt. Ich habe etwas gewonnen – vor allem Zeit und die Freiheit, darüber verfügen zu können. So lese ich beispielsweise die Zeitungen ausführlich und überfliege sie nicht nur. Ich kann mich Themen einfach intensiver widmen – auch, wenn es um meine Arbeit im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter geht. Ich genieße diese Freiheit und natürlich die zusätzliche Zeit mit meinem Mann.

Die Verantwortlichen in den Sportvereinen sprechen positiv über Sie, zu Veranstaltungen wie der Jubiläumsfeier des SC Pinneberg werden Sie immer noch eingeladen. Freuen Sie sich darüber?
Das bedeutet mir sehr viel. Zu vielen Veranstaltungen wird man ja eingeladen, weil man eine bestimmte Funktion ausübt. Wenn man diese nicht mehr innehat, bleiben die Einladungen meistens aus. Dass das bei mir nicht der Fall ist, zeigt, dass man mich offenbar als Mensch schätzt. Ein Beispiel dafür war auch die Verleihung der silbernen Verdienstnadel beim Traditionstreffen des VfL Pinneberg. Darüber habe ich mich riesig gefreut.

Was waren die Höhepunkte Ihrer Arbeit in Pinneberg?
Da gab es viele. Trotz meistens nicht ausreichender Ressourcen haben wir, meine Kollegen und ich einiges geschafft. Bemerkenswert finde ich zum Beispiel, dass wir schon früh ein flächendeckendes Betreuungsgruppen-Angebot an den Grundschulen eingeführt haben. Da war von Ganztagsschulen noch keine Rede. Auch dass der VfL Pinneberg später die Betreuung an der Grundschule Thesdorf übernommen hat, war damals landesweit einzigartig. Dazu die Budgetierung der Schulen, die Initiierung von Veranstaltungen wie Summer Jazz, Pinneberger Kindertag oder Nikolausumzug, die Einführung von Förderrichtlinien für den Sport – gemeinsam mit meinen Kollegen und vielen Kooperationspartnern konnte ich einiges bewegen.

Ihr letztes großes Projekt in der Stadtverwaltung war, den Sportentwicklungsplan auf den Weg zu bringen. War das ein gelungener Abschluss?
Auf jeden Fall. So konnte ich meine berufliche Laufbahn bei der Stadt Pinneberg mit einem weiteren Höhepunkt abschließen. Auch durch mein ehrenamtliches Engagement für die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter wusste ich ja, wie wichtig ein Sportentwicklungsplan für die Stadt ist. Dass es aufgrund der Entscheidung der politischen Gremien nun auch für Pinneberg einen solchen Plan gibt, freut mich sehr. Gut ist, dass die Vereine, Schulen, Kindertagesstätten und auch die Bevölkerung mit einbezogen wurden. Dadurch ist eine Aufbruchstimmung entstanden, und der Plan stößt bei allen auf eine uneingeschränkte Akzeptanz.

Was bedeutet der Plan für den Pinneberger Sport?
Der Plan enthält unterschiedliche Handlungsempfehlungen, was für den Pinneberger Sport getan werden sollte. Wir haben nun ein Gesamtbild und können Prioritäten setzen, welche Baustellen zuerst abgearbeitet werden müssen. Dank des Plans lässt sich die Prioritätensetzung besser begründen, so dass sich keiner benachteiligt fühlen muss. Umgekehrt ist es auch nicht mehr so einfach möglich, gewisse Projekte auf die lange Bank zu schieben, weil zum Beispiel das Sportstättenkataster gewissermaßen schon Dringlichkeitsstufen vorgibt. Zudem können die Sportförderrichtlinien wirkungsorientiert optimiert werden. Da die Politik die Fortsetzung der AG Sportentwicklungsplanung beschlossen hat, ist der Sport auch an der Umsetzung der Planung beteiligt.

Die Probleme bei der Sanierung der Schulen und die Diskussionen um den Bau eines Kunstrasenplatzes beschäftigen die Pinneberger Stadtverwaltung und auch Sie schon seit mehreren Jahren. Waren die letzten Jahre im Rathaus für Sie die schwierigsten?
Darüber habe ich mir ehrlich gesagt nie Gedanken gemacht. Ich bin ein Mensch, der Aufgaben anpackt, wenn und wie sie anfallen. Dass aufgrund fehlender Ressourcen manches schwierig war, ist klar. Davon habe ich mich aber nie entmutigen lassen. Die letzten Jahre waren für mich sicherlich nicht immer einfach, aber stets interessant und herausfordernd.

Sie sind seit einigen Monaten Vorsitzende des Kulturvereins. Wie kam es dazu?
Ich wurde gefragt, ob ich diese Aufgabe übernehmen will. Bisher habe ich mich zwar ehrenamtlich engagiert, dabei aber immer Interessenkonflikte mit meiner beruflichen Tätigkeit vermieden. Diese Konflikte gibt es nun im Ruhestand nicht mehr. Dank meiner früheren Arbeit weiß ich, wie wichtig die vielen ehrenamtlichen Helfer für Pinneberg sind. Deshalb werde ich mich in Zukunft noch mehr als bisher einbringen. Es darf aber nicht zu viel werden. Wer ein Ehrenamt freiwillig übernimmt, hat die Verpflichtung, es vernünftig auszufüllen.

Was bereitet Ihnen mehr Freude – Kultur oder Sport?
Ich bin froh, dass ich mich nicht entscheiden muss. Beides sind spannende Themen, wo man vieles bewirken kann. Die Relevanz von Sport und Kultur für gesellschaftliche Entwicklungen ist enorm. Ich hatte das Glück, mit beiden Bereichen beruflich zu tun zu haben. Nun bin ich zwar in Rente, arbeite aber im Ruhestand nahtlos weiter und versuche ehrenamtlich, etwas für die Kultur und den Sport in Pinneberg zu bewegen. Sehr wichtig ist mir auch die Arbeit für den Verein Pinneberger Kinder. Der unterstützt die Verwaltung nicht nur beim jährlichen Pinneberger Kindertag, sondern sorgt unter anderem dafür, dass Jungen und Mädchen Schwimmen lernen. Seit dem Start des Projekts im Jahr 2013 haben wir mehr als 600 Gutscheine ausgegeben.

Zur Person
Traudchen Perrefort wuchs auf einem Bauernhof nahe der deutsch-holländischen Grenze im Münsterland auf. Bevor sie 1988 als erste Amtsleiterin nach Pinneberg kam, arbeitete Perrefort unter anderem in Münster. Bis 2016 leitete sie in Pinneberg das Amt für Schule, Kultur, Sport und Jugend und übernahm danach die Stabsstelle „Strategische Konzeptentwicklung“. Auch außerhalb des Rathauses engagiert sich Perrefort. So ist sie Gründungsmitglied des Vereins Pinneberger Kinder und seit kurzem Vorsitzende des Kulturvereins. Perrefort ist mit Claus Schiprowski verheiratet, der 1968 bei den Olympischen Spielen im Stabhochsprung die Silbermedaille gewann.

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