Konzertkritik

Konzert vom 27.01.2017 im Raatssaal

„Alles Walzer“: Rathauskonzert in Pinneberg
Unter dem Motto „Alles Walzer“ spielen hochkarätige Künstler der Klassikszene in Pinneberg.
Pinneberger Tageblatt, 31. Januar 2017

Im Takt: Ina Heise sowie Cord Garben (links) und Justus Zeyen am Klavier. (Foto: Heiderhoff)

Walzertakte faszinieren Menschen, seitdem es sie gibt. Sobald die ersten Takte erklingen, hellen sich Mienen auf, Wonneschauer durchrieseln das Publikum. So in etwa geschah es auch beim vierten Pinneberger Rathauskonzert unter dem Motto „Alles Walzer – 300 Jahre Dreivierteltakt“. Cord Garben hatte hochkarätige Musiker in dem vollbesetzten Rathaussaal eingeladen. Dazu zählten die beim Eröffnungskonzert in der Elbphilharmonie mitspielende Marietta Kratz (Geige), Henning Lucius (Klavier), Justus Zeyen (Klavier), Anton Gerzenberg (Klavier), David Stromberg (Cello), Sängerin Ina Heise und Cord Garben selbst.

Doch bevor die ersten Walzer erklangen, brachten die Musiker dem Volkstanz verwandte Stücke zu Gehör. Mit einem zumeist dem Adel vorbehaltenen, höfischen Gesellschaftstanz (Menuett) leiteten die Musiker in die Historie des bereits seit 1790 bestehenden Walzers ein. Auch das im 17. Jahrhundert am Hofe von Ludwig XIV. lancierte Menuett ist in einem Dreiertakt komponiert. „Wir führen sie vorab durch eine ganze Ladung von Menuetten hindurch“, kündigte Garben an.

Mit der Sonate von F-Dur, op. 1 Nr. 12 von Händel eröffneten Geigerin Kratz und Pianist Lucius virtuos das Konzert. Die stellvertretende Konzertmeisterin war beim NDR Elbphilharmonie Orchester beim „Elphi“-Eröffnungskonzert häufig im Bild zu sehen.

Der ehemalige Schüler Garbens, der Pianist Justus Zeyen, präsentierte farbenreich und konsequent feinstes Bachspiel aus der englischen Suite F-Dur. Ebenso virtuos vorgetragen folgten ein Cello-Solo von David Stromberg, Bachs Menuett G-Dur.

Während des gesamten Abends blieb es für das Publikum abwechslungsreich, auf Einzel-Vorträge folgten Bravo-Rufe. Garbens Ankündigung, „den Dreivierteltakt kann man nur ein paar Stunden hören“, schien auf Pinneberger Zuschauer nicht zuzutreffen. Sie lauschten andächtig dem mit Feingefühl und Können vorgetragenen Programm. Garben selbst spielte Beethovens Klassiker „Für Elise“ als „Joker“.

Voller Saal: Die Klassikkonzerte sind immer gut besucht. (Foto: Heiderhoff)

„Quando M'en Vo Soletta“: Gesangsfreunde kamen beim von Garben und Sängerin Ina Heise vorgetragenen Puccini-Walzer der Musette („La Boheme“) auf ihre Kosten. Anton Gerzenberg, der Gewinner des Steinway-Wettbewerbs erntete vor der Pause reichlich Bravo-Rufe für den virtuos vorgetragenen Mephisto-Walzer von Liszt, der die dämonische Atmosphäre des Stücks einmalig zum Ausdruck brachte.

Mit Stücken von Brahms, Saint-Saens, Piatti, Fauré, Tschaikowsky, Ravel und Strauss vermittelten die Künstler einen gelungenen Überblick über die Geschichte des Walzers. Mit ihrem facettenreichen Programm quer durchs Werk unterschiedlicher Komponisten bereiteten die Musiker einen stimmungsvollen Abend. Bis auf einen quietschenden, während des Konzert fortwährend umgeschraubten Klavierstuhls verlief das Konzert störungsfrei. Graben ersetzte den lästigen Hocker schließlich konsequent durch einen anderen Stuhl.
René Erdbrügger

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