„Wir suchen Wege, den Nachwuchs zu begeistern“
Heute mit Gisela Bergner, der Vorsitzenden des Kulturvereins Pinneberg.
Pinneberger Tageblatt - 17. Januar 2016 - von Lars Zimmermann (Artikel/Foto)

Gisela Bergner

Pinneberg. Gisela Bergner ist Vorsitzende des Kulturvereins Pinneberg, der heute Abend das Neujahrskonzert der Stadt mit Solisten der Hamburger Philharmoniker im Cap Polonio ausrichtet. Im Sonntagsgespräch erklärt sie unter anderem, warum sie nicht nachvollziehen kann, dass viele Bürger das kulturelle Angebot in Pinneberg kritisieren.

Wie sieht die Arbeit des Kulturvereins aus?
Derzeit kümmert sich der Verein ausschließlich darum, klassische Konzerte zu organisieren und bietet immer von September bis März sechs Veranstaltungen an. Wir haben das Glück, mit Cord Garben jemanden in unseren Reihen zu haben, der vom Fach ist. Er verfügt über ein hervorragendes Netzwerk und hat sogar internationale Beziehungen. Deshalb können wir Musiker engagieren, die sonst auf den großen Bühnen stehen und woanders wesentlich höhere Gagen als bei uns bekommen.

Was ist in nächster Zeit geplant?
Nach unserem Neujahrskonzert wollen wir demnächst auch im Internet stärker vertreten sein. Unsere neue Homepage dürfte im März fertig sein.

Wieso engagieren Sie sich für den Kulturverein?
Ich habe früher als Schulleiterin gearbeitet und wollte mich nach meiner Pensionierung ehrenamtlich einbringen. Da der frühere Kulturvereins-Vorsitzende Peter Burgdorff mich nach meinem Umzug von Berlin nach Pinneberg sehr freundlich empfangen hat, ist mein Engagement auch ein Dankeschön. Ich bin zwar nicht musikalisch bewandert, kann aber gut organisieren. Und für die Musik haben wir ja andere. Ohnehin funktioniert die Arbeit im Vorstand hervorragend. Jeder hat seinen Bereich und es ist genau festgelegt, wer sich um was kümmert.

Welche Bedeutung hat der Kulturverein für Pinneberg?
Ich denke schon, dass der Kulturverein für Pinneberg wichtig ist. Dank der umfangreichen Berichterstattung der Medien wird den Bürgern so langsam klar, dass hier ein vielfältiges kulturelles Angebot existiert. Vielen ist gar nicht bewusst, was es in Pinneberg alles gibt. Wir organisieren zum Beispiel Konzerte für 18 Euro, für die man in Hamburg wesentlich mehr zahlen muss. Ich bin ohnehin der Meinung, dass Pinneberg in Sachen Kultur einiges zu bieten hat. Lesungen, Jazz-Musik, Theater, Musicals, klassische Konzerte – wer sich informiert, findet immer eine tolle Veranstaltung, die er besuchen kann.

Was zeichnet den Kulturverein aus?
Wir haben trotz eines geringen Budgets die Möglichkeit, namhafte Künstler mit internationalem Renommee nach Pinneberg zu holen. Das wäre ohne Cord Garben nicht möglich. Der Haushalt des Kulturvereins ist in den vergangenen Jahren immer weiter geschrumpft. Deshalb wünsche ich mir nicht nur für unseren Verein, dass Stadt und Kreis auch in Zukunft bereit sind, in die Kultur zu investieren. Zudem würden uns weitere Sponsoren oder Spender enorm weiterhelfen.

Mit was für Problemen hat der Kulturverein noch zu kämpfen?
Es wäre schön, wenn wir auch ein jüngeres Publikum ansprechen. Das ist aber äußerst schwer. Unsere Musik ist vermutlich eher etwas für Erwachsene. Dabei bieten wir zum Beispiel Schülern an, Restkarten für unsere Konzerte umsonst zu beziehen. Bisher sind jüngere Besucher aber meistens Verwandte der Künstler. Wir suchen Wege, den Nachwuchs zu begeistern – als Besucher der Konzerte oder auch als Mitglied des Kulturvereins.

Wie wichtig ist Ihnen persönlich die Musik?
Sie wird immer wichtiger für mich. Ich lerne sehr viel und stelle fest, wie schön einzelne Tonfolgen sind. Ich kann Melodien oder gar ganze Werke nicht wissenschaftlich analysieren, aber bemerke, dass sie mir immer besser gefallen. Früher habe ich mich mehr mit Malerei, Theater und Literatur beschäftigt. Nun ist die Musik dazu gekommen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Vereins?
Dass wir auch Literatur und Malerei in unseren Fokus nehmen. Das könnte eine wertvolle Ergänzung unseres bisherigen Angebots sein.

Gisela Bergner ist seit Anfang 2014 Vorsitzende des Kulturvereins Pinneberg. Vor ihrer Pensionierung war die gebürtige Breslauerin Schulleiterin der Matthias Claudius Schule Pinneberg (heute Grund- und Gemeinschaftsschule im Quellental). Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkelkinder.

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